Wie wird ADHS festgestellt?

#Diagnose #Experten

Um ADHS bei Jugendlichen festzustellen, müssen viele Dinge beachtet werden.

Im Vordergrund der Untersuchung steht ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen, in der Fachsprache Exploration oder auch Anamnese genannt. Hierbei werden die aktuellen Probleme, Belastungen und einzelne Symptome genau erfragt und die Lebensgeschichte sowie die Entwicklung der Probleme bis zur Gegenwart erhoben. Dabei kann es sehr hilfreich sein, wenn z.B. Eltern dabei sind. Sie können berichten, wann ihnen etwas am Verhalten des Betroffenen aufgefallen ist.

Neben dem ausführlichen diagnostischen Gespräch können Fragebögen eingesetzt werden. Diese können vom Patienten selbst, von den Eltern und nach Einwilligung auch von den Lehrern ausgefüllt werden. 

Auf den nächsten Seiten erfährst du mehr über die Diagnostik von ADHS im Jugendalter. Wir beantworten dir folgende Fragen:

Wenn Du herausfinden willst, ob du oder ein Bekannter ADHS hat, kannst du dich an verschiedene Profis wenden. Manchmal müssen die Profis dafür auch zusammenarbeiten.

#Hausärzte: Sie sind häufig die ersten, die angesprochen werden von Betroffenen. Sie können meist erste Untersuchungen durchführen oder an Fachärzte, Psychotherapeuten oder Beratungsstellen weiterleiten.

#Kinder- und Jugendärzte: Sie sind neben den Hausärzten oft diejenigen, die als erste von Betroffenen oder deren Eltern angesprochen werden. Viele von ihnen haben eine Fortbildung gemacht, um eine ausführliche Untersuchung durchführen zu können. Teilweise verweisen sie auch an Kinder- und Jugendpsychiater, Psychotherapeuten oder Beratungsstellen weiter.

#Kinder- und Jugendpsychiater: Sie sind in der Untersuchung von ADHS echte Vollprofis. Sie können in der Regel alle notwendigen Untersuchungen durchführen.

#Psychotherapeuten: Sogenannte Psychologische Psychotherapeuten und auch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten können, bis auf die körperlichen Untersuchungen, eine vollständige Untersuchung durchführen

#Beratungsstellen: Hier gibt’s ganz verschiedene Beratungsstellen. Z.B. gibt es schulpsychologische Dienste, Erziehungsberatungsstellen oder Frühförderzentren, in denen Fachleute zumindest einzelne Untersuchungen durchführen können.

#Ambulanzen und sozialpädiatrische Zentren: In Ambulanzen an Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken und in sozialpädiatrische Zentren, die häufig an Kinderkliniken angeschlossen sind, kann eine vollständige diagnostische Abklärung durchgeführt werden. 

Um ADHS feststellen zu können, müssen viele Dinge beachtet werden. Hierbei müssen vor allem folgende Fragen beantwortet werden:

A) Welche Symptome liegen vor?

Der Profi muss bei dem Verdacht auf ADHS überprüfen, ob die Person:

  1. hyperaktiv
  2. unaufmerksam
  3. impulsiv

ist. Da es verschiedene Typen von ADHS gibt, kann eine Person alle Symptome haben oder nur bestimmte. Die Symptome können auch immer unterschiedlich stark sein.

B) Treffen die Zusatzkriterien zu?

Um die Diagnose ADHS vergeben zu können, müssen neben den Symptomen auch noch andere zusätzliche Kriterien erfüllt sein. Diese haben Fachleute gemeinsam festgelegt und in Leitlinien festgehalten.

Unter anderem muss überprüft werden, ob die Symptome bereits seit der Kindheit an bestehen.

 

C) Ist ADHS die beste Erklärung?

Wenn eine Person unaufmerksam, hyperaktiv und oder auch impulsiv ist, muss der Untersucher überprüfen, ob diese Symptome durch die Diagnose ADHS am besten erklärt werden können.

Manchmal ist es auch so, dass die Symptome durch eine andere Diagnose besser erklärt werden können. Ein Beispiel für so einen Fall wäre, wenn jemand besonders im Unterricht und in der Schule ständig unaufmerksam, zappelig und impulsiv ist, weil die Schule für ihn zu schwierig oder vielleicht sogar zu einfach ist.

D) Gibt es noch andere Probleme?

Wenn ADHS bei einer Person festgestellt wurde, stellt sich die zusätzliche Frage, ob diese Person noch andere Probleme oder Störungen hat.

Viele betroffene Kinder und auch Jugendliche oder Erwachsene haben neben der ADHS noch andere Probleme. Im Gespräch mit dem Jugendlichen, seinen Eltern und Lehrern sowie anhand von Fragebögen kann der Untersucher überprüfen, ob und welche zusätzlichen Probleme die Person hat.

 

Fachleute haben Leitlinien für die notwendigen Untersuchungen zur Feststellung einer ADHS entwickelt, nach denen Untersucher vorgehen sollen. Üblicherweise dauert die Untersuchung und die Feststellung einer ADHS mehrere Sitzungen und kann folgende Elemente enthalten:

#Das Untersuchungsgespräch (Exploration)

Im Vordergrund der Diagnostik steht das Gespräch (Exploration) mit dem Betroffenen. Hier erfragt der Untersucher die aktuellen Probleme und erörtert zusätzlich, ob in der Vergangenheit die Kriterien von ADHS im Kindesalter erfüllt waren.

Da bei einer ADHS in der Regel Probleme in der Schule und mit den Eltern auftreten, ist ein Gespräch mit den Eltern und den Lehrern, ebenfalls sehr sinnvoll. Dies kann natürlich nur mit dem Einverständnis des Betroffenen passieren. 

Nach dem Untersuchungsgespräch kann der Untersucher weitere notwendige diagnostische Untersuchungen festlegen.

#Fragebögen

Neben dem Gespräch können standardisierte Fragebögen eingesetzt werden, um die Probleme genau zu erfassen. Diese Fragebögen gibt es in Form einer Selbstauskunft für den Betroffenen selbst oder auch als Fremdauskunft für Eltern und Lehrer. 

#Verhaltensbeobachtung (von Symptomen wie Hyperaktivität)

Die Verhaltensbeobachtung spielt vor allem bei kleineren Kindern eine Rolle. Da das hypermotorische Verhalten bei vielen Betroffenen im Jugendalter  zurück geht und eher einer inneren Unruhe weicht, weisen nur noch wenige der Jugendlichen körperliche Unruhezeichen auf.

Anzeichen einer Störung der motorischen Aktivität im Erwachsenenalter können sein:

  • Trommeln mit den Fingern
  • Spielen mit Stiften oder Schlüsseln
  • Wippen im Sitzen mit den Füssen rhythmisch vor und zurück

Darüber hinaus kann auch eine geringe Konzentrationsfähigkeit, z.B. beim Ausfüllen von Fragebögen oder im Gespräch, beobachtet werden.

#Testpsychologische Untersuchung

Testpsychologische Untersuchungen können gegebenenfalls zur Sicherstellung der Diagnose ADHS beitragen. Die Diagnose selbst kann aber nicht durch einen einzigen Testwert sichergestellt werden, da es nicht einen ADHS-Test gibt.

Bei Problemen in der Schule kann eine Intelligenztestung sinnvoll sein, um zu untersuchen, ob der Betroffe über- oder unterfordert ist. Bei Problemen beim Rechnen oder Schreiben kann es sinnvoll zu überprüfen, ob eine Teilleistungsschwäche, wie eine Lese-Rechtschreib-Störung, vorliegt.

#Körperliche Untersuchungen

Um die Diagnose ADHS stellen zu können, müssen bestimmte körperliche Erkrankungen zunächst als Erklärungsmöglichkeit für die Probleme der betroffenen Person ausgeschlossen werden, da verschiedene Grunderkrankungen ähnliche Symptome auslösen, wie eine ADHS. Zum Beispiel können Schilddrüsenerkrankungen oder ein Schädel-Hirntrauma ähnliche Symptome wie ADHS auslösen. Außerdem muss überprüft werden, ob die Symptome durch die Einnahme eines Medikaments oder durch den Missbrauch von Substanzen, z.B. bestimmten Drogen, ausgelöst wurden. Daher sind körperliche Untersuchungen des internistischen und neurologischen Status und Blutentnahmen zur Bestimmung von Laborparametern in der Regel unverzichtbar.

Für eine mögliche medikamentöse Behandlung bei ADHS sind manchmal weitere körperliche Untersuchungen notwendig.